Mensch und Deutschland
Montag, 27. Juli 2009
  Erste bestätigte Fälle in Frankreich
Unterdessen wurden auch in Frankreich am Freitag die ersten Schweinegrippe-Fälle bestätigt. Laut Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot wurden zwei Erkrankungen nachgewiesen. Auch in Italien gibt es nach Medienberichten inzwischen den ersten bestätigten Fall.

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Schweinegrippe – Müssen wir Angst vor dem Virus haben?

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von silverboy

Die Gesundheitsbehörden warnen weiter vor Panik. Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagte am Freitagabend in Genf, die Menschen hätten noch viele Möglichkeiten, sich selbst vor dem Erreger zu schützen. Die Mehrzahl der Fälle verlaufe sehr milde. RKI-Chef Jörg Hacker warnte allerdings vor einer möglichen zweiten Welle der Grippe. Das Virus könne mutieren und dadurch gefährlicher werden. So war es zum Beispiel im Fall der sogenannten Spanischen Grippe im Jahr 1918 geschehen, die erst bei ihrer zweiten Reise um den Globus ihre volle tödliche Wucht entfaltet hatte.


Bei der Beschaffung von Grippemedikamenten wie Tamiflu wird nach SPIEGEL-Informationen auf Länderebene ein Lieferengpass befürchtet. Der Pharmakonzern Roche habe "soeben telefonisch und per Fax mitgeteilt, dass sie noch über einen Bestand von 180.000 Packungen Tamiflu verfügen", heißt es etwa in einer E-Mail des thüringischen Gesundheitsministeriums. Roche suche schon nach einer Sprachregelung, um den Ausdruck "nicht mehr lieferbar" zu umgehen. In der Basler Zentrale von Roche hieß es lediglich, es sei "eine Erhöhung der Produktion eingeleitet" worden. Doch in erster Linie gehe es darum, die Krisenregion Lateinamerika mit Tabletten zu versorgen.

Die Seuchenbekämpfung ist hierzulande vor allem Ländersache: Der nationale Pandemieplan in Deutschland sieht vor, dass die Länder antivirale Medikamente ordern, die für etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausreichen. Sie können die Symptome einer Influenza deutlich abmildern. Zugleich soll damit Zeit überbrückt werden, bis es einen wirksamen Impfstoff gegen das Virus gibt. Die ersten Schritte für die Impfstoffentwicklung laufen derzeit. Ein endgültiger Beschluss zur Massenherstellung des Vakzins ist noch nicht gefallen. Nachdem die Pharmakonzerne grünes Licht für die Impfstoffentwicklung erhalten haben, dürften nach Ansicht von Experten etwa drei Monate vergehen, bis die Substanz auf dem Markt ist.
 
  Die komplizierte einfachste Sache der Welt
Schlafmangel als Beziehungskiller, nachtaktive Kinder und Nickerchen für die soziale Ader: Schlafforscher präsentieren auf dem Jahreskongress „Sleep“ ihre neuesten Erkenntnisse.

Schlaf sollte eigentlich die einfachste Sache der Welt sein: Ist man müde, legt man sich hin, macht die Augen zu, schläft, und wacht danach erholt wieder auf. Leider ist der Schlaf aber ein sensibles Thema. Er ist extrem störanfällig, bewiesen Wissenschaftler mehrerer Universitäten jetzt auf dem US-Jahreskongress der Schlafforscher in verschiedenen Studien.

Ein solcher Störfaktor kann die Beziehungsqualität sein. Frauen in stabilen oder neuen Beziehungen schlafen besser als frisch getrennte oder mit ihrer Partnerschaft unzufriedene, beobachteten Forscher der University of Pittsburgh über acht Jahre hinweg in einer Studie. Sowohl subjektiv empfunden als auch objektiv gemessen war die Nachtruhe von glücklich verheirateten Frauen am erholsamsten. Dieser Effekt blieb auch bestehen, wenn man Faktoren wie das Alter, die ethnische Zugehörigkeit, den sozioökonomischen Status oder depressive Symptome berücksichtigte. Diejenigen Frauen unter den 360 Teilnehmerinnen, die während des Untersuchungszeitraums einen Partner gefunden hatten, schliefen zwar ebenfalls gut, aber unruhiger – das könne nach Ansicht der Forscher ein einfacher Gewöhnungseffekt sein.

Schlafmangel als Beziehungskiller

Während also einerseits die Beziehungsqualität die Art und Weise des Schlafs beeinflusst, wirkt sich andererseits auch ein Schlafmangel auf die Partnerschaft aus, bewies ein Forscherteam der University of Arizona. Männer zeigten sich mit ihren Beziehungen zufriedener, wenn sie ausgeschlafen waren. Damit kann schnell ein Teufelskreis in Gang gesetzt werden. Schlechter Schlaf führt zu schlechter Stimmung am Tag darauf – und dicke Luft wiederum sorgt für eine weniger erholsame Nachtruhe.

Einen ebensolchen Teufelskreis löst Stress aus, zeigten Forscher des Clayton Sleep Institute in St. Louis. Menschen, die chronisch unter Druck stehen, schlafen kürzer und schlechter und sind dann tagsüber weniger leistungsfähig. Das wiederum setzt sie so unter Druck, dass der Schlaf in der Nacht verstärkt leidet.

Mittagsschlaf macht sozial

Dann sind insbesondere Nickerchen mit Rapid-Eye-Movement-Phase (REM) empfehlenswert. Sie erfrischen besser und erhöhen die Sensibilität des Gehirns, Emotionen anderer wahrzunehmen. Die Siesta reduziert negative Haltungen und fördert positive Emotionen. Probanden mit 60- bis 90-minütigem Mittagschlaf und REM-Phase zeigten sich empfänglich für positive Gesichtsausdrücke, wenn man ihnen Bilder zeigte. Müde Testteilnehmer dagegen stuften Gesichter schneller als ängstlich oder wütend ein, zeigten die Forscher der University of California. Dass derlei unterschiedliche Emotionen möglich sind, liegt nach Aussagen der Wissenschaftler an einer besonderen Eigenschaft des Gehirns: Der emotionale Teil ist tageszeitlichen Schwankungen unterworfen, die umso deutlicher ins Negative kippen, je übermüdeter ein Mensch ist.

Ungestörter Kinderschlaf

Viele Eltern haben den Eindruck, dass ihre Kinder am ehesten zur Ruhe kommen, wenn sie mit ihnen im gleichen Bett schlafen. Dem ist aber offenbar nicht so, sagen Forscher der St. Joseph’s University in Philadelphia. Denn Daten zu 29 287 Kindern zeigten: Nachwuchs, der in eigenen Zimmern nächtigte, schlief schneller ein und hatte augenscheinlich weniger Schlafprobleme. Kinder, die im Bett der Eltern übernachteten, wachten dagegen häufiger auf. Der Hauptfaktor sei, dass „kleine Kinder, die in einem eigenen Zimmer schlafen, unabhängig von ihren Eltern einschlafen. Diese Kinder schaffen es, von allein wieder einzuschlafen, wenn sie während der Nacht aufwachen“, erklärt Jodi Mindell, Hauptautorin der Studie.

Bei starkem Schlafmangel schützt Koffein

Und nicht zuletzt: Kommt es einmal zu mehreren schlaflosen Nächten hintereinander, schützt Kaffee vor Kurzschlussaktionen. Kaffeetrinken oder koffeinhaltige Kaugummis senken das Risiko nach extremem Schlafmangel, Gefahrensituationen nicht mehr richtig einschätzen zu können, belegten Harvard-Wissenschaftler in einem Computertest, den 25 übernächtigte Probanden absolvierten.
 

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